| PV-Markt – Hält der Boom an?

PV-Markt – Hält der Boom an?


PV-Anlagen tragen einen großen Teil dazu bei, die Energiewende zum Erfolg zu führen. Für Dachdecker:innen verspricht das neue Aufgabenfeld zusätzliche Einnahmen und größere Aufträge. Und angesichts der politischen Entwicklungen kommen zukünftig wohl weder  Dachhandwerker:innen noch die Bauherr:innen am Thema Photovoltaik vorbei.

Laut führenden Experten brauchen wir in Deutschland einen deutlich stärkeren jährlichen Ausbau der Solarenergie, wenn wir die für 2030 selbst gesetzten Klimaziele erreichen möchten. Konkret hieße das, dass wir die Photovoltaik-Ausbauziele in den kommenden Jahren mindestens verdreifachen müssten, um eine Stromerzeugungslücke infolge des geplanten Atom- und Kohleausstiegs zu vermeiden.

Im Idealfall sollte also möglichst bei jeder Dachsanierung und jedem Neubau die autarke Energieversorgung gleich mitgeplant werden.

Doch wie überzeugt man die zahlreichen Eigentümer von dieser Idee? Zunächst einmal sollte man es ihnen so einfach wie möglich machen – und zwar mit komfortablen und wirtschaftlichen PV-Systemen sowie attraktiven Fördermöglichkeiten.

Außerdem sollten Dacheindeckung und Solar-Installation in einer Hand liegen. Installieren Dachdecker:innen statt Solarteur:innen die PV-Anlagen auf deutschen Dächern, ist der Aufwand für Bauherr:innen deutlich geringer.

Stromkosten senken und Förderung sichern

 

Angesichts steigender Energiekosten wird die Gewinnung und Speicherung von Solarenergie fürs Eigenheim immer attraktiver. Laut Angaben der Verbraucherzentrale kostet der Strom vom eigenen Dach je nach Anlagengröße nur rund 11 bis 13 Cent pro Kilowattstunde, während für Strom aus dem Netz 25 bis 29 Cent anfallen.

Bereits mit einer 40 Quadratmeter großen Solarstromanlage auf dem Hausdach lässt sich rechnerisch der Strombedarf einer vierköpfigen Familie samt 15.000 Kilometer Fahrleistung des eigenen Elektroautos decken.

Überschüssiger Strom kann gegen eine im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelte Vergütung ins Netz eingespeist werden. Ein Antrag ist nicht notwendig, der Netzbetreiber ist gesetzlich dazu verpflichtet, den Strom abzunehmen, sofern bestimmte technische Voraussetzungen erfüllt und die Anlage im Marktstammdatenregister angemeldet ist.

Unter bestimmten Voraussetzungen sind auch Zuschüsse zum Kauf einer Photovoltaikanlage durch die bundeseigene Förderbank KfW möglich. Über örtliche Klimaschutzmanager:innen und Energieberater:innen lässt sich in Erfahrung bringen, ob die jeweilige Kommune, der Regionalverband oder das Bundesland sich ebenfalls mit Zuschüssen für Anlagen oder Batteriespeicher beteiligen.

Neben Förderung und Vergütung mag auch die Diskussion um eine PV-Pflicht bei Neubau oder Sanierung zum Wachstum des PV-Marktes beitragen.

Nachdem einige Bundesländer bereits erste Schritte in diese Richtung getan haben, reichte die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen nun einen Gesetzesentwurf zur Beschleunigung des Ausbaus von Solaranlagen zur Stromerzeugung auf Gebäuden ein.

Grüne Energie auf dem Vormarsch

Die verschiedenen Maßnahmen zeigen Erfolg: Im Jahr 2020 wurden bereits 45,4 Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt. Das entspricht einer Energiemenge von 251 Milliarden Kilowattstunden. Rund ein Fünftel davon, 50,6 kWh, wurden aus PV-Anlagen erzeugt. Damit steigt die Stromerzeugung aus Photovoltaik – ebenso wie der Zubau neuer PV-Kapazitäten – weiter kontinuierlich an.

Zwischen 2015 und 2020 steigerte sich die insgesamt installierte PV-Leistung um 37 Prozent. Laut eines Monatsberichts der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik des Umweltbundesamts wurden im ersten Halbjahr 2021 PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 2.445 MW installiert.

Diese Zahlen zeigen: Das Umdenken hat begonnen, und angesichts einer möglichen Photovoltaik-Pflicht dürfte die Nachfrage nach der Installation von PV-Anlagen das Angebot bald weit übersteigen. Höchste Zeit für Dachdecker:innen sich dieses Aufgabenfeld zu erschließen!

3 Fragen an Prof. Volker Quaschning

Wie ist der aktuelle Stand der PV-Entwicklung heute?

Die Entwicklung der Photovoltaik in den vergangenen zwei Jahrzehnten war enorm. Die Wirkungsgrade wurden stark nach oben geschraubt, die Preise sind extrem gefallen. Inzwischen ist die Technologie ausgereift und zählt zu den preiswertesten Möglichkeiten, Strom zu erzeugen.

Was können wir, gerade im Dachhandwerk, tun um die Entwicklung voranzutreiben und unsere Klimaziele besser zu erfüllen?

Wollen wir in Deutschland unsere Klimaschutzziele erreichen, müssen wir das Ausbautempo der Photovoltaik mindestens verdreifachen. Die Technik ist verfügbar, sie ist problemlos zu finanzieren, nur fehlt es an Personal, den Ausbau deutlich zu steigern.

Darum kommt es nun auch auf das Dachhandwerk an, um die nötige Ausbaugeschwindigkeit erreichen zu können.

Steigt der Druck aus aber auch auf die Politik hinsichtlich der Energiewende und der bevorstehenden Bundestagswahl?

Das Bundesverfassungsgericht hat jüngst ganz klar das Einhalten ambitionierter Klimaschutzziele gefordert und das bisherige Klimaschutzgesetz teilweise als verfassungswidrig verurteilt.

Um diesem Urteil gerecht werden zu können, brauchen wir jetzt eine ganz andere Energie- und Klimaschutzpolitik und vor allem auch einen erheblich schnelleren Ausbau der Photovoltaik.

Prof. Volker Quaschning

Experte für Regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin

Quellen zu aktuellen Forschungsergebnissen und Zahlen

Umweltbundesamt / Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat): https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/erneuerbare-energien/erneuerbare-energien-in-zahlen#uberblick

Fraunhofer ISE / Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland: https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/aktuelle-fakten-zur-photovoltaik-in-deutschland.pdf

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