Photovoltaik als Weg aus der Klimakrise
Interview mit Volker Quaschning
Die Klimaziele sind klar definiert. Doch wo stehen wir heute? Was muss noch passieren? Und welche Rolle spielen Dachhandwerker:innen dabei? Diese Fragen stellten wir Professor Volker Quaschning, Experte für Regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin.
Herr Quaschning, wie ist Ihre Meinung zum Pariser Klimaschutzabkommen aus dem Jahr 2015?
Das war ein längst notwendiger Schritt und gleichzeitig ein Zeichen der Hoffnung.
Immerhin haben sich darin quasi alle Länder der Erde verpflichtet, ihr Möglichstes zu tun, um den Klimawandel zu verlangsamen und die globale Erwärmung bis zum Jahr 2100 deutlich unter 2°C zu stabilisieren.
Was droht, wenn es uns nicht gelingt, dieses Klimaziel zu erreichen?
Es ist nicht so, dass ab einem gewissen Punkt mit einem Mal die Welt untergehen wird. Aber je höher die Erderwärmung ist, desto schwieriger wird es in Zukunft für uns Menschen sein, geeignete Lebensräume zu finden.
Und was muss geschehen, damit die Ziele erreicht werden?
Wir brauchen eine Energierevolution. Ganz konkret ist der Großteil des CO2-Ausstoßes auf die Verbrennung von Öl, Kohle und Gas zurückzuführen.
Diese Energiequellen gilt es, in den 2030er-Jahren vollständig durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Andere Länder haben da noch etwas mehr Zeit, da sie eine geringere Pro-Kopf-Bilanz aufweisen.
Wo stehen wir aktuell?
Was den Strombedarf angeht, sind wir in Deutschland bereits auf einem guten Weg.
Immerhin 46 Prozent wurden 2020 durch erneuerbare Energien gedeckt. 1990 waren es erst 3 Prozent. Allerdings ist Strom nicht der einzige Klimatreiber.
Auch Heizen und Verkehr tragen ihren Teil dazu bei. Nimmt man alle drei Sektoren zusammen, liegen wir bislang erst bei 23 Prozent erneuerbare Energien.
Hier binnen zehn bis 20 Jahren auf 100 Prozent zu kommen, ist utopisch. Daher müssen wir zeitgleich unseren Bedarf senken.
Was kann jede und jeder Einzelne dafür tun?
Es braucht eine Mobilitätswende. Das heißt: weniger Autos und flächendeckende Umstellung auf Elektromobilität. Als Heizungssysteme sollten ausschließlich elektrische Wärmepumpen zum Einsatz kommen. Und jeder, der die Möglichkeit hat, sollte Flächen für die Gewinnung regenerativer Energien zur Verfügung stellen.
Wie werden wir den Energiebedarf denn zukünftig decken können?
Zum einen durch Windenergie. Hier sind allerdings die Flächen begrenzt. Der zweite wichtigste Pfeiler bei der klimaneutralen Energieversorgung ist die Photovoltaik. Hier müssen wir die Stromerzeugung verzehnfachen, um unser Klimaziel erreichen zu können.
Anders als bei Windkraftanlagen sind die Widerstände gegen Solaranlagen auf Hausdächern relativ gering. Allerdings mangelt es an Solarteur:innen. Und da kommen die Dachdecker:innen ins Spiel.
Das heißt, der Dachdecker-Beruf ist ein Schlüsselberuf für die Energiewende?
Das kann man durchaus so sagen. Wenn sich mehr Dachdeckerbetriebe dem Thema Photovoltaik öffnen, ist dies eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Und natürlich können Betriebe zudem mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie die eigenen Dächer mit PV bestücken und somit gleich ein Anschauungsobjekt für ihre Kund:innen schaffen.
Zahlen, Daten, Fakten
Wir müssen die globale Erwärmung bis zum Jahr 2100 auf deutlich unter 2°C begrenzen! Um dieses Ziel zu erreichen, muss die gesamte Welt bis 2050 klimaneutral agieren.
Dabei gilt: Je höher die CO2-Emissionen in einem Land pro Kopf sind, desto früher muss dieses Land Klimaneutralität erreichen. In Deutschland etwa wäre dies bereits in den 2030er-Jahren der Fall.
Im Pariser Klimaschutzabkommen verpflichteten sich im Jahr 2015 insgesamt 195 Länder dazu, entsprechende Maßnahmen zu unternehmen und regelmäßig darüber zu berichten.
Im Jahr 2020 wurden 46 % des Gesamtstrombedarfs in Deutschland durch erneuerbare Energien abgedeckt.
Nimmt man Strom, Wärme und Verkehr zusammen, waren es 23 % des Gesamtbedarfs.
Um Klimaneutralität zu erreichen, müssen wir die Windkraft ausbauen und den restlichen Bedarf mit Photovoltaik decken. Die Klimaziele erreichen wir jedoch nur, wenn wir die Gesamtleistung der PV-Anlagen verzehnfachen.
Über Volker Quaschning
Volker Quaschning ist Professor für das Fachgebiet Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin. Er hat zahlreiche Artikel und Bücher zum Thema Erneuerbare Energien veröffentlicht, ist Mitinitiator von „Scientists for Future“ und möchte mit seiner Arbeit einen Beitrag zur Entwicklung einer nachhaltigen Energieversorgung leisten.
Weitere Infos
Website: https://www.volker-quaschning.de
Podcast: https://dasisteinegutefrage.de/
Videos: https://www.youtube.com/c/VolkerQuaschning
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